L’ Orfeo

Oper von Claudio Monteverdi

Koproduktion von Theater Winterthur mit der Lautten Compagney Berlin

Er ist der erste Popstar der westlichen Welt. Umschwärmt von Menschen und Tieren, die seinem Gesang verfallen, bringt er selbst Steine zum Weinen. Endlich hat er auch die Frau für sich gewinnen können, die sein Glück vollkommen machen soll: Euridice. Kein Wunder, geraten die Fans völlig ausser sich, als die Traumhochzeit bekannt wird: Orfeo und Euridice sind das perfekte Glamour-Paar am Horizont. 

Hier setzt die Oper «L’Orfeo» von Claudio Monteverdi ein. Die Hochzeit soll ein noch nie da gewesenes Spektakel mit allem zur Verfügung stehenden Pomp und Gloria werden. Doch noch bevor es losgeht, geschieht das Drama: Euridice stirbt an einem Schlangenbiss. Das ist ungeheuerlich, das ist unvorstellbar, das geht nicht! Gewohnt, dass ihm, dem Star, kein Wunsch verwehrt wird, bricht Orfeo auf, um Euridice zurückzuholen. 

Doch es läuft nicht nach Plan: Zwar lullt er singend Caronte, den Fährmann am Fluss Styx einund setzt mit dessen Boot in die Unterwelt über. Doch Speranza, die Hoffnung, die ihm den Weg ins Jenseits gezeigt hatte, verlässt ihn am Eingang, so will es das Gesetz. Zwar beschwatzt dann Proserpina erfolgreich ihren Gatten Plutone, den Herrscher des Totenreichs, Orfeo die Geliebte wieder zu geben. Doch Plutone knüpft eine verhängnisvolle Bedingung an die Zusage: Der Held darf sich auf der Flucht nicht nach Euridice umwenden. Orfeo tut es doch, wir wissen es, der Mythos will es so: Euridice ist damit für immer verloren.

Die «Favola in Musica» von Claudio Monteverdi (1567-1643) gilt als das Meisterwerk der frühen Oper in Italien. Es handelt sich hierbei nicht wie manchmal irrtümlich angenommen um die erste Oper überhaupt, es gab schon früher experimentelle Werke in ähnlicher Art, aber unbestritten ist auf jeden Fall, dass Monteverdi mit «L’Orfeo» einen entscheidenden und nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung dieses neu entstehenden Genres im 17. Jahrhundert schuf.Das Libretto schrieb der aus Mantua stammende, mit Monteverdi befreundete Rechtsgelehrte und Diplomat Alessandro Striggio.

Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Dirigenten und Lautenisten Wolfgang Katschner, einem ausgewiesenen Kenner der historisch informierten Aufführungspraxis. Es spielt die Lautten Compagney Berlin auf historischen Instrumenten, ein vielfach ausgezeichnetes und eines der weltweit originellsten, aufregendsten und vielseitigsten Ensembles Alter Musik. 

Inszeniert wird diese Koproduktion von Thomas Guglielmetti, dem künstlerischen Leiter desTheater Winterthur, dem grössten Gastspielhaus der Schweiz.

Die Geschichte um den Sänger Orfeo, die Opernfigur par excellence, handelt vom menschlichen Aufbegehren gegen die Sterblichkeit und dem Scheitern eines ruhmreichen Helden an sich selbst. Die Geschichte ist so zeitlos wie der kulturell verankerte menschliche Grössenwahn, der sich auch im Zuge rasanter technologischer Entwicklungen noch immer an der Endlichkeit des einzelnen Lebens abarbeitet. 

In einem Bühnenbild von Theres Indermaur und mit Kostümen von Ralph Zeger erzählt Guglielmetti den alten Mythos als heutiges Märchen in einer schillernden Popwelt, in der mit Geld und Ruhm scheinbar alles möglich scheint – wären da nicht unverbrüchliche Gesetze, die das Leben schreibt.

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